Renovierung und Neugestaltung der St. Oswald Kirche Stockach
von Juni 2021 bis Dezember 2022

Der Vorbereitungsweg zur Renovierung

Im Frühjahr 2018 machte sich das Gemeindeteam von St. Oswald (das sind die Pfarrgemeinderäte von St. Oswald und Pfarrer Lienhard) zusammen mit Vertretern des Erzbischöflichen Bauamtes Konstanz, sowie mit Christian Bär und Pfarrer Peter Stengele (damals Leiter der Referats „Kunst, Kultur und Kirche“ der Erzdiözese Freiburg) miteinander auf eine Reise. Wir besuchten an zwei Tagen sechs Kirchen in Freiburg, Fautenbach, Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart und Grosselfingen.
Das hat uns sehr geholfen zu überlegen, wie wir unsere Kirche so sanieren können, dass sie - zusätzlich zur Behebung der Mängel - so gestaltet wird, dass sie der Liturgie unserer Kirche, den Menschen unserer Zeit und einem stimmigen Feiern des Gottesdienstes heute und in Zukunft möglichst gut entsprechen kann.
Seit 2018 haben viele Gespräche stattgefunden. Fachleute haben wichtige Untersuchungen zur Kirche vorgenommen. Es gab einige Gespräche mit Künstlern, die uns Vorschläge gemacht haben, wie die besondere Parabelform des Raumes schön zur Geltung kommen und das Miteinander aller mehr zum Ausdruck kommen kann.
Es gab hier vor Ort und auch in Freiburg Besprechungen mit dem Landesdenkmalamt, sowie mit Vertretern der Erzdiözese, unter anderem auch mit dem Sekretär des Erzbischofs, Bernd Gehrke, dem Leiter des Referates Liturgie und Sakramente der Erzdiözese Freiburg.
Architekt für unsere Kirchenrenovation ist Gerhard Lallinger aus Markdorf und von Seiten des Erzbischöflichen Bauamtes Konstanz begleitet uns Bauoberamtsrätin Beate Maier.
In einem intensiven Prozess ist ein Konzept entstanden, das die verantwortlichen Gremien hier vor Ort und die Erzdiözese Freiburg für sehr stimmig erachten, und das erfreulicherweise auch die denkmalschutzrechtliche Genehmigung erhalten hat. Ende Oktober 2020 kam auch die definitive Zusage von Seiten des Erzbistums Freiburg, auch bezüglich der Finanzierung dieses großen Projektes.

 

Schwachstellen, die eine Renovierung erforderlich machen

Foggingeffekt





Auch wenn die Grundstruktur des Kirchengebäudes in Ordnung ist, gibt es einige Mängel, die dringend überarbeitet werden müssen. Am Auffälligsten ist hier die starke Vergrauung und Verschmutzung der Wände. Vergleicht man das aktuelle Erscheinungsbild des Kirchenschiffs mit Postkarten aus den späten 90ern, hat man Mühe, die ursprünglichen Farbtöne überhaupt noch zu erkennen. Das Rot der Seitenschiffe ist zwar noch vorhanden, das Gelb des Hauptschiffs, sowie das Blau der Decke ist einem fleckigen düsteren Grau gewichen.

Besonders auffällig sind die geometrischen Flecken, die bei flüchtiger Betrachtung den Eindruck hinterlassen, es könnte sich um Schatten der hohen Fenster handeln. Offensichtlich findet sich die Ursache dieses ungewollten Musters im Innern der Wand.

Da die Kirche in Form einer Betonrippenkonstruktion errichtet wurde, deren Wände mit unterschiedlichem Baumaterial ausgemauert sind, bilden sich nun an der Wandoberfläche Zonen unterschiedlicher Temperatur und Feuchte ab, an denen Staub und Kerzenruß unterschiedlich anhaftet. Die Flecken der Wände machen also die in der Wand versteckte Stützstruktur sichtbar. Das bedeutet leider auch, dass ein neuer Farbanstrich nur vorübergehend zu einem ansprechenden Erscheinungsbild führen wird. Um die Fleckenbildung zu vermeiden oder wenigstens möglichst lange zu verzögern, werden weitere Maßnahmen notwendig sein.


Eine weitere Auffälligkeit, die dem Kirchenbesucher ins Auge fällt, ist die hölzerne Stützkonstruktion in einer der rechten Arkaden. Diese wurde bereits vor einigen Jahren eingebaut, da sich im Fensterbereich darüber große Risse gebildet hatten, die zum Herabfallen größerer Mauerfragmente führen könnten. Um die Wand wieder zu stabilisieren, müssen wahrscheinlich Armierungseisen in die Wand eingebracht werden; die Untersuchungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Eine Sanierung wurde damals nicht vorgenommen, weil solch eine Maßnahme im Zuge der anstehenden Innenrenovierung deutlich kostengünstiger vorgenommen werden kann.


 


Das Gemeindeteam wird immer wieder mit dem Hinweis konfrontiert, dass das gesprochene Wort im Gottesdienst teilweise schwer verständlich ist. In den vergangenen 25 Jahren wurde mehrmals die Elektrische Lautsprecheranlage (ELA) erneuert, überarbeitet und ergänzt.

Obwohl die derzeitige Anlage dem aktuellen Stand der Technik entspricht, ist das Ergebnis nur teilweise befriedigend. Ursächlich dafür verantwortlich ist die extrem lange Nachhallzeit in unserer Kirche. Durch die akustisch ungünstige Geometrie des Raumes und der großen harten Wandflächen verursacht jedes Geräusch ein vielfältiges Echo, das auch nach mehreren Sekunden noch nicht abgeklungen ist.

Der so entstehende „Klangbrei“ führt selbst mit der besten Lautsprecheranlage nur zu mäßigem Erfolg. Auch für musikalische Zwecke ist die Raumakustik derzeit nicht ideal. Klassische Musik profitiert zwar bis zu einem gewissem Maß von einer langen Nachhallzeit, wo hingegen moderne Musik mit Schlagzeug oder Perkussion momentan als problematisch anzusehen - oder vielmehr anzuhören - ist.


Der Kopf kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm.“ Dieses Pfarrer S. Kneipp zugeschriebene Sprichwort wird in unserer Kirche leider auf den Kopf gestellt. Die installierte Heizung sorgt zwar für warme Luft, die sich allerdings zu einem guten Teil im oberen Bereich des Kirchenschiffs sammelt, während die Bänke empfindlich kühl bleiben. Unglücklicherweise verursacht die aufsteigende warme Luft nicht nur einen hohen Energieverlust, sondern sie trägt auch maßgeblich zur Verschmutzung der Wände bei, indem Staubpartikel immer wieder nach oben transportiert werden und an den kalten Wänden anhaften.

Auch die Orgel leidet unter den Temperaturschwankungen. Hinzu kommt, dass der Ölbrenner seine besten Jahre weit hinter sich gelassen hat und dringend von einer zeitgemäßen Installation abgelöst werden sollte. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, das komplette Heiz- und Lüftungssystem zu überdenken um den Anforderungen an den Schutz der Einrichtung (Kunstgegenstände, Orgel), der Behaglichkeit der Kirchenbesucher und einem verantwortungsbewussten Einsatz von Energie möglichst gerecht zu werden.




Die Stimmung eines Raumes wird durch kaum ein anders Mittel so stark beeinflusst wie durch Licht. Im Bereich der Beleuchtungstechnik hat es in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte gegeben, sowohl bei der Flexibilität und Steuerung, wie auch beim Energieverbrauch. Da die elektrische Einrichtung in unserer Kirche zu einem guten Teil nicht mehr den aktuellen Bestimmungen entspricht und erneuert werden muss, bietet sich hier die Gelegenheit eine sichtbare Aufwertung des Raumes vorzunehmen.


Abgesehen vom großen Kirchenschiff, bietet die Kirche noch diverse Nebenschauplätze, die einer Renovierung bedürfen: Unterkirche, Treppenhaus und Flure benötigen einen neuen Anstrich, die Toilettenanlage muss grundlegend erneuert werden, diverse kleinere Beschädigungen wie Putzabplatzungen, Undichtigkeiten oder der abgenutzte Gestühlsboden müssen fachgerecht instand gesetzt werden.

Da bei einer anstehenden Kirchenrenovierung immer auch die Sachverständigen des Ordinariats das Gebäude auf Einhaltung der aktuellen sicherheitstechnischen Normen überprüfen, sind auch in diesem Bereich verschiedene Maßnahmen erforderlich. Hiervon betroffen sind in unserer Kirche beispielsweise die Geländer, die Verkehrswege im Dachbodenbereich oder die Kennzeichnung von Fluchtwegen.