Renovierung und Neugestaltung der St. Oswald Kirche Stockach
von Juni 2021 bis Dezember 2022

Neugestaltung der liturgischen Ausstattung

Das Gemeindeteam Stockach war, begleitet vom Erzb. Bauamt Konstanz und Pfarrer Peter Stengele im Kontakt mit angesehenen Künstlern und bat sie um Vorschläge. Am meisten überzeugte uns dabei, was das Künstlerehepaar Susanna und Bernhard Lutzenberger aus Bad Wörishofen uns vorgeschlagen hatte.

Zu ihrem Entwurf schreiben Susanna und Bernhard Lutzenberger über die Kirche, ihr Konzept und die Gestaltung neuer liturgischer Ausstattung:

Die sich zum Chor hin verjüngende Parabelform verleiht dem Raum eine nach vorn in die Mitte drängende Dynamik. Die Decke wiederholt das Motiv der Parabel. Böden und Abrundungen rhythmisieren den Raum, der durch seitliche Arkadengänge gefasst wird. Die Aufmerksamkeit wird ganz natürlich auf die neue Altaranlage mit ihren zwei halbrunden Ebenen und ihrer imposanten zehnstufigen Stufenanlage gelenkt.

Aufgabe ist es, eine Balance zu finden, um das Geschehen so weit wie möglich zum Volk zu bringen und ein geschlossenes Ganzes entstehen zu lassen, ohne dass dabei der obere Chorraum zum Anhängsel wird. 

Unsere Arbeit folgt der Architektur, Thema ist die Lebendigkeit, Vielschichtigkeit. Der Fokus liegt auf dem Beleben der einzelnen Raumteile, deren Inhalt und Nutzen. Sie ist als Einladung zu verstehen, sich einzulassen auf den Raum, auf den Glauben; es gibt unterschiedliche Angebote, Spiritualität zu erleben.


Altar und Ambo

Selbstbewusst stehen die Prinzipalien auf der halbrunden Altarinsel. Skulptural und als monolithische Einheit gestaltet, schaffen sie eine in sich ruhende Einheit.

Mit dem Altar im Zentrum entsteht ein Kraftort. Der runde Altar bildet wie selbstverständlich die neue Mitte und lädt ein zur Versammlung. Mit seiner nach oben öffnenden Geste ist er Gebender und Aufnehmender zugleich. Adern durchziehen in lebendigen Linien das vulkanische Gestein und lassen das Feuer ihres Ursprungs spüren.

Der Ort des Wortes nimmt das Material des Altars, Rochlitzer Porphyr, auf. Analog der Ansicht des Raumkreuzes entwickelt sich der Ambo aus dem Quadrat.

 

Lichtkreuz

Das Kreuz erfüllt den Kirchenraum und gibt ihm seine Prägung. Scheinbar schwebend hängt es in einer golden anmutenden Aura im Scheitel des zweiten Parabelumlaufes. Es entsteht ein Spiel von Transparenz und Transzendenz, von Aufsicht und Durchsicht, Materialität und Auflösung. Seine Wirkung ändert sich mit dem Standort des Betrachters, ebenso wie mit den unterschiedlichen Lichtsituationen im Tages- und Jahreslauf. Luftzug bringt sanfte Bewegung, das Kreuz lebt.

Aus vielen feinen Einzelteilen setzt es sich zu einem Ganzen zusammen, groß, raumfüllend und doch zart und zerbrechlich. Messingstäbe und mit gelbem Pigment belegte Metallflächen lassen das Kreuz entstehen. Ein Zusammenspiel von reflektierendem Metall, das bei Licht fast masselos wirkt, und dem stark körperhaften Pigment beginnt. Man schaut zu ihm auf und sieht doch auch den Raum dahinter.

Dadurch dass der Altar auf die untere Chorraumebene und näher zum Volk rückt, entsteht für den dahinter liegenden Bereich das Gefühl einer Bühne. Das kann etwa bei musikalischen Veranstaltungen von Nutzen sein.

Der obere Chorraum ist aber auch ein wunderbarer Ort für kleinere Gruppen oder andere Gottesdienstformen. Das Raumkreuz steht im räumlichen Zentrum des oberen Chorraumes, wirft einen Lichtkreis auf die Altarinsel und lädt zur Versammlung ein.


 

Heiliger Oswald

Die schöne barocke Figur steht als Mittler auf der oberen Chorraumebene. Sie schlägt als Zeichen aus der Vergangenheit den Bogen zum Außenraum und dem Turm der barocken Vorgängerkirche.

 


Tabernakel

Mit einer neuen Hülle versehen wird der goldene Tabernakelschrein durch die Chorraumwand gesteckt und ist nun von zwei Seiten erfahrbar. Die Türen öffnen zum Chorraum. Die zum Umgang hin gewandte Seite wird mit Text belegt.


 


Osterleuchter

Der hohe schlanke Osterleuchter ist aus patiniertem Tombak gefertigt. Er greift die Proportionen  des Raumkreuzes auf und hat einen rechteckigen Grundriss.

 

Marienstatue

Die Marienstatue, die wir bisher in der Kirche haben (von G. Mezger, 1933), findet einen neuen Ort auf der Stufenanlage, die den Altarraum mit dem oberen Chorraum verbindet, ungefähr dort, wo sie früher einmal stand, vom Kirchenschiff aus gesehen auf der rechten Seite, nun sichtbar in der ganzen Kirche.